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Schlagzeug
engl.: drum set, ital.: batteria, fran.: batterie
Platin Drums PTCL2016 AF.jpg
Klassifikation Membranophon (Trommeln)
Idiophon (Becken, Cowbell)
Schlaginstrument
Klangbeispiel Rockbeat auf einem Schlagzeug
Verwandte Instrumente Elektronisches Schlagzeug, Liste der Schlaginstrumente, Perkussion
Musiker
Liste von Schlagzeugern, Kategorie:Schlagzeuger

Das Schlagzeug, umgangssprachlich auch Drums (von engl. drum kit/drum set) genannt, ist eine Kombination verschiedener Schlaginstrumente.

Im Laufe der Geschichte etablierten sich abhängig vom Musikstil unterschiedlichste Aufbauten des Schlagzeugs. Zur heutigen Standardform gehören Kleine Trommel, Große Trommel, Tom Tom, Hi-Hat, verschiedene Becken und Kleinperkussion wie zum Beispiel einen Holzblock, Cowbell oder Schellenkranz. Diese Kombination kann vom jeweiligen Musiker individuell zusammengestellt und mit Hilfe von Stativen oder Befestigungsstangen angeordnet werden.

Neben dem akustischen Schlagzeug existiert heute ein elektronisches Pendant, siehe Elektronisches Schlagzeug.

Im allgemeinen Sprachgebrauch werden die Begriffe Schlagzeug und drum set synonym verwendet, akademisch ist das Schlagzeug jedoch ein Synonym für Schlagwerk, der Oberbegriff für sämtliche Schlag- und Perkussionsinstrumente innerhalb eines Sinfonieorchesters.

Schlagzeugnoten werden innerhalb der gängigen Notenschrift notiert. Zur Kennzeichnung dient der so genannte neutrale Notenschlüssel.

Schlaginstrumentarium

Standardaufbau des Schlagzeugs
1. Crashbecken 2. Floortom 3. Tom Tom 4. Große Trommel 5. Kleine Trommel 6. Hi-Hat

Die einzelnen Instrumente des Schlagzeug-Sets zählen entweder zu den Idiophonen („Selbstklinger“) oder zu den Membranophonen („Fellklinger“). Die Auswahl der Instrumente hängt vom musikalischen Kontext, der Stilistik und den Vorstellungen des Schlagzeugers ab. Die Größen der Trommeln und Becken werden in Zoll (Inch, 1 Zoll = 2,54 cm) angegeben. Auch wenn sich eine ganze Reihe von Standards durchgesetzt haben, erscheint die Vielfalt der mittlerweile auf dem Markt erhältlichen Größen nahezu unbegrenzt. Fast immer wird als Grundlage des Schlagzeugs eine Kombination aus folgenden Instrumenten verwendet.

Kleine Trommel

14″-Kleine Trommel mit Holzkessel

Die Kleine Trommel, auch „Snare-Drum“ genannt (von engl. snare drum), ist mittig vor dem Spieler platziert, das Hauptinstrument des Schlagzeugs. Sie kommt aus der europäischen Militärmusik und hat sich aus verschiedenen Formen von Marsch- und Rührtrommeln entwickelt.

Sie besitzt einen Kessel aus mehreren Holzlagen (meist 6 bis 10 Lagen) oder aus Metall, der auf beiden Seiten mit Fellen bespannt ist. Das obere Schlagfell ist meist leicht aufgeraut und weiß oder hellgrau beschichtet; das Fell auf der Unterseite ist ein glattes und deutlich dünneres Resonanzfell. Ursprünglich wurden echte Tierhäute eingesetzt, heute kommen fast ausschließlich industriell gefertigte Produkte aus Kunststoffen mit Metallreifen zum Einsatz.

Ihren charakteristischen Klang erhält die kleine Trommel durch eine Reihe parallel gespannter Drähte (Schnarrteppich oder Snareteppich), die entlang der Außenseite des Resonanzfelles, von einer Seite der Trommel zur anderen, gespannt sind. Der Schnarrteppich wird bei jedem Schlag in Schwingung versetzt und schlägt zurück auf das Resonanzfell, wodurch er den typischen Klang der Schnarrtrommel verursacht und bei Wirbeln einen dichten und vollen Klang entstehen lässt. Bei einem Einzelschlag eines Trommelstocks entsteht das Geräusch aus einer Kombination zweier Vorgänge: Dem Aufschlag des Stocks auf dem Schlagfell und dem dadurch ausgelösten Rückschlag des Schnarrteppiches auf das Resonanzfell. Mit Hilfe einer speziellen Mechanik (der Schnarrabhebung) kann der Schnarrteppich vom Fell abgehoben werden, wodurch er seinen Effekt verliert. Die Spannung des Schnarrteppichs lässt sich zudem unterschiedlich justieren, was eine Vielzahl unterschiedlicher Klangfarben ermöglicht.

Der Felldurchmesser beträgt meist 14 Zoll, gängige Kesseltiefen sind 5 oder 6,5 Zoll. Mittlerweile gibt es zudem Piccolotrommeln mit nur 8 oder 10 Zoll Durchmesser oder relativ flachen Kesseln, die häufig als zusätzliches Instrument (Side-Snare) eingesetzt werden.

Große Trommel

Große Trommel

Die große Trommel (auch Bassdrum oder Kickdrum) ist das zweite Hauptinstrument des Schlagzeugs. Sie besteht aus einem großen, meist beidseitig bespannten Holzkessel, der in Seitenlage ruht und durch zwei (für den Transport einklappbare) Beine am vorderen Ende in seiner Position gehalten wird. Die große Trommel wird mit Hilfe einer so genannten Fußmaschine bedient, die an der Schlagfellseite mit einer Klemmvorrichtung am Spannreifen der Trommel fixiert wird. Als Alternative zur Verwendung von zwei großen Trommeln (Doublebass) kann ein Doppelpedal genutzt werden, das durch mechanische Übertragung das Spielen mit beiden Füßen auf nur einer Trommel ermöglicht.

Das Resonanzfell an der Frontseite ist häufig mit Löchern versehen, um den Nachhall der Trommel zu vermindern und eine direkte Abnahme des Klanges durch ein Mikrofon in der Trommel möglich zu machen. Darüber hinaus werden häufig Kissen oder Decken in die Trommel gelegt, um sie zu dämpfen.

In der Anfangszeit des Schlagzeuges waren die großen Trommeln mit einem Durchmesser von 28 oder 30 Zoll sehr groß, ehe sich allmählich kleinere Größen durchsetzten. Lange Zeit war ein Kessel mit 14 Zoll Tiefe und 22 Zoll Durchmesser Standard, heutzutage werden 16 oder 18 Zoll tiefe Trommeln bevorzugt. Je nach Stilrichtung werden modernere Schlagzeuge mit unterschiedlich großen Bassdrums von 16 bis zu 26 Zoll Felldurchmesser ausgestattet.

Als Bass-Drum-Rosette wird die Befestigungsschelle bezeichnet, die zur Montage von Becken und Toms auf der Trommel benötigt wird. Bei manchen Schlagzeugen ist die Bassdrum ungebohrt, also ohne Rosette. Dies erlaubt der Trommel freier zu schwingen und erzeugt somit einen besseren Klang.

Tom Toms

14″-Standtom

Tom Toms sind meist beidseitig mit Fellen bespannte Trommeln mit Durchmessern zwischen 6 und 18 Zoll. Je nach Art der Aufhängung und Aufstellung bezeichnet man die Trommeln als Hänge-Toms (engl. „rack toms“), die ein Stativ oder eine Halterung auf der Bass-Drum benötigen, oder als Stand-Toms (engl. „floor toms“), die auf eigenen, am Kessel montierten Beinen stehen. Bei hochwertigen Toms ist die Halterung zur besseren Klangentfaltung so ausgestaltet, dass der Kessel nach dem Schlag frei ausschwingen kann (Freischwingsystem).

Das Verhältnis vom Kesseldurchmesser zur Kesseltiefe ist sehr unterschiedlich; Stand-Toms sind häufig tiefer als Hänge-Toms gleichen Durchmessers. Eine Sonderstellung nehmen die sogenannten Rototoms ein: Sie bestehen nur aus einem flachen Metallrahmen, auf den das Schlagfell gespannt ist; einen Kessel gibt es nicht. Eine Schraubkonstruktion macht es möglich, während des Spiels die Fellspannung zu verändern (durch Drehung des Rahmens) und so ein Glissando zu erzeugen. Roto-Toms waren vor allem in den 1980er Jahren verbreitet.

Manche Schlagzeuger, wie etwa Phil Collins, bevorzugen Toms ohne Resonanzfell (Concert-Toms). Diese haben eine sehr klar definierte Tonhöhe, vergleichbar mit Timbales. Concert-Toms waren vor allem in den 1970ern weit verbreitet.

Die Anzahl der Toms an einem Set ist stark abhängig von der jeweiligen Musikrichtung. Während in der Popularmusik und im klassischen Jazz oft nur zwei oder drei Toms verwendet werden, nutzen Schlagzeuger im Jazz-Rock und im Heavy Metal bis zu acht Toms. Dies variiert jedoch nach dem persönlichen Spielstil stark. Die meisten Standard-Sets werden mit drei Toms ausgeliefert: zwei Hänge-Toms (10 bis 13 Zoll) und einem Stand-Tom (14 bis 16 Zoll).

Becken

Im Prinzip lassen sich fünf Beckentypen unterscheiden. Entsprechend ihrer Klang-Charakteristik erfüllen diese unterschiedliche Funktionen im Drum set:

Ride-Becken

Das Ride-Becken (ride cymbal) hat meist einen Durchmesser von 16 bis 24 Zoll und kann vom Material her sehr unterschiedlich stark sein. Je nach Bearbeitung verfügen sie über einen relativ definierten Anschlag („ping“), der von einem Grundrauschen („wash“) unterlegt ist. Einige Becken klingen relativ trocken, andere dünnere erzeugen mehr Grundrauschen und dadurch einen eher undefinierten Klangteppich. Spielt man die Kuppe (engl. „bell“) an, so ertönt ein heller und klarer, glockenartiger Ton. Spielt man dagegen den Rand an, so wird der Obertonanteil entsprechend größer und das Becken kann sich aufschaukeln. Entsprechend ihrer Anwendungen gibt es einige Sonderformen, wie zum Beispiel Sizzle-Rides, die mit einigen Nieten ausgestattet sind, um ein fließendes, ausgeprägtes Grundrauschen zu erzeugen oder das Flat-Ride, das über keine Kuppe verfügt und somit weniger Obertöne hat.

Auf dem Ride-Becken werden meist ein durchgehender Puls, oder feste rhythmische Figuren (engl. „pattern“) gespielt.

Hi-Hat

Hi-Hat

Die Hi-Hat besteht aus einem Beckenpaar, das horizontal auf einem Ständer mit einem Pedal montiert ist. Dieses ermöglicht mittels eines Federzugs ein Öffnen und Schließen der Hi-Hat mit dem linken Fuß im Standard-Setup.

Das Schließen der Hi-Hat-Becken mit dem Pedal erzeugt einen vergleichsweise leisen Klang ähnlich dem einer Cabasa. Das Anschlagen mit einem Stick erzeugt im geschlossenen Zustand einen feinen Klang, im halboffenen Zustand einen raueren („rockigen“) Klang, im offenen Zustand einen lauten Klang ähnlich demjenigen eines Crash-Beckens. Je nachdem, wie lang der Kontakt der beiden Becken ist, entstehen unterschiedliche Klänge.

Auf der Hi-Hat werden meist ein durchgehender Puls, oder feste rhythmische Figuren („pattern“) gespielt. Sie wird oft als klangliche Alternative zum Ride-Becken verwendet.

Crash-Becken

16″-Crash-Becken (Bronze)

Crash-Becken (crash cymbal) sind im Vergleich zu Ride-Becken in der Regel dünner und kleiner (etwa 13 bis 20 Zoll Durchmesser) und von ihrer Bearbeitung her auf einen deutlich höheren Anteil von „weißem Rauschen“ ausgelegt. Ihr Klang ist eher geräuschartig. Deswegen wird sie oft für Akzente oder (zum Beispiel mit Filzschlegeln) für anschwellende Crescendo-Effekte verwendet. Abhängig von Größe und Bearbeitung klingen verschiedene Crash-Becken unterschiedlich lange nach.

China-Becken

Kegelförmige Kuppe eines China-Beckens

Das China-Becken (china cymbal, dt. „chinesisches Becken“) stellt insofern eine Ausnahme dar, als es sich – bedingt durch einen anderen kulturellen Hintergrund – in der Formgebung deutlich von den anderen Beckentypen unterscheidet. Die Kuppe ist häufig nicht gewölbt, sondern hat die Form eines Zylinders oder abgeschnittenen Kegels, dessen Grundfläche das obere Ende der Kuppe darstellt. Augenfälligstes Merkmal ist der hochgebogene Rand, der das Becken im Querschnitt wie eine Art lang gezogene Gugelhupfform aussehen lässt. Der Durchmesser liegt meist bei 14 bis 24 Zoll. Das Klangbild ist mit dem eines Crash-Beckens vergleichbar, allerdings eher „schmutziger“ oder „roher“ und kürzer. China-Becken werden häufig für kurze, explosive Akzente oder Staccato-Figuren eingesetzt. Vor allem im Bereich des Metals wird es einerseits als starkes Akzentbecken, vielfach aber auch als Hi-Hat- oder Ride-Ersatz eingesetzt. Größere, oft mit Sizzles versehene China-Becken haben auch im Jazz und der Big-Band-Musik Eingang als Ride-Becken gefunden. Um den Beckenrand zu schützen, werden diese meist verkehrt herum oder senkrecht aufgehängt, damit man den umgebogenen Rand flächig treffen kann. Des Weiteren ist das China-Becken (China-Type) das Becken mit der breitesten Palette an unterschiedlichen Klängen.

Splash- und Effekt-Becken

10″-Splash-Becken mit Tom-Halterung

Splash-Becken (splash cymbal) sind in Art und Funktion vergleichbar mit Crash-Becken, allerdings sind sie im Durchmesser deutlich kleiner (etwa 6 bis 12 Zoll), weshalb sie eine andere Klang-Charakteristik aufweisen: Splash-Becken sprechen rasch an, klingen hell, spritzig und klingen kaum nach. Sie werden für kurze, helle Akzente verwendet. Besonders Stewart Copeland und Manu Katché etablierten den Einsatz von Splash-Becken.

Darüber hinaus gibt es eine Vielzahl verschiedener Effekt-Becken mit speziellen Formen oder Bearbeitungen wie Löchern oder Schellen, um das Klangspektrum des Drum set zu erweitern. Die Kreativität der Beckenhersteller ist unerschöpflich, ebenso die Vielfalt an Namen, unter denen Effekt-Becken vertrieben werden. Somit wird die Produktpalette an „Cups“, „Bells“, „Stacks“, „Mini-Chinas“, „Jingle-Hats“ oder ähnlichen Becken immer größer, wobei nicht alle Becken eindeutig einer Gruppen zugeordnet werden können. Cups oder Bells sind Becken, die einen Klang ähnlich der Glocke eines Ride-Becken erzeugen. Bei Stacks sind mehrere verschiedengroße Becken, direkt übereinander gelegt, um kurze dreckige Klänge zu erzeugen.

Standardgrößen

Die gängigen Trommel- und Beckendurchmesser sind:

BauartGröße
Große Trommel 22 Zoll (16 bis 30 Zoll)
Kleine Trommel 14 Zoll (8 bis 16 Zoll)
Tom Tom 10, 12 und 14 oder 12, 13 und 16 Zoll

(6 bis 18 Zoll)

Hi-Hat 14 Zoll (8 bis 16 Zoll)
Ride-Becken 20 Zoll (18 bis 24 Zoll)
Crash-Becken 16 Zoll (13 bis 24 Zoll)
Splash-Becken 10 Zoll (6 bis 12 Zoll)
China-Becken 18 Zoll (8 bis 26 Zoll)

Hardware

Typische Hardware: die Fußmaschine

Unter Hardware werden sämtliche Bedienelemente wie Fußmaschine, Beckenständer und Stative sowie die diversen Halterungen zusammengefasst. Auch mit dem Kessel fest verbundene Teile wie Spannböckchen, Snare-Abhebung und Bass-Drum-Füße fallen unter diesen Begriff.

Trommelstöcke

 
Ein Paar Trommelstöcke

Die Trommeln und Becken des Schlagzeugs werden per Hand mit zwei Trommelstöcken (engl. „drumsticks“) gespielt, die zumeist aus Holz bestehen, und die Basstrommeln mit einer Fußmaschine, einem Schlegel, der einen Filz- oder Kunststoffkopf besitzt. Per Hand kommen auch Rods (Ruten mit gebündelten Holz-Stöckchen, die wegen der Ähnlichkeit zu Sticks und Besen auch Stesen genannt) oder Besen zur Anwendung. Daneben finden sich für das Handspiel Schlegel mit Filz- oder Flanellköpfen für abgedämpftes oder dumpfes Spiel. Beim Spiel mit den Händen wird das Abprallen der Sticks von der schwingenden Oberfläche ausgenutzt, vor allem je dichter die Schläge werden (bis hin zum Wirbel). Um einen gedämpften Ton zu erzielen, werden besonders in der klassischen Musik die so genannten Mallets verwendet.

Materialien

Felle

Die Felle des Schlagzeugs wurden früher aus Naturfell hergestellt. Heutzutage bestehen sie gewöhnlich aus ein- oder zweilagiger Kunststofffolie. Sie werden auf den Trommelkessel mittels Spannreifen aufgespannt, die meist aus Metall gefertigt sind. Dies geschieht abhängig vom Kesseldurchmesser mit je vier bis zwölf Spannschrauben. Auf diese Weise lassen sich die Felle durch Veränderung der Straffheit in einer zum Musikstil passenden Tonhöhe stimmen. Das obere, bespielte Fell heißt Schlagfell, das untere wird als Resonanzfell bezeichnet. Man unterscheidet bei Fellen hauptsächlich zwischen durchsichtigen („clear“) und aufgerauten Fellen („coated“). Letztere erzeugen einen wärmeren Klang der Trommel und erlauben es, mit Schlagzeug-Besen beim Wischen ein Rauschen zu erzeugen. Während aufgeraute Felle früher oft nur auf der Schnarrtrommel verwendet wurden, findet man sie heute oft auch auf den anderen Trommeln. Außerdem gibt es Snarefelle mit sehr kleinen Löchern, die den Klang beeinflussen und die kleine Trommel trockener klingen lassen. Sie bezeichnet man mit dem Zusatz „dry snare“. Je mehr Spannschrauben zur Befestigung des Felles verwendet werden, desto präziser kann die Trommel gestimmt werden. Bekannte Hersteller von Fellen sind Remo, Evans und Aquarian.

Kessel

Die Kessel der großen Trommel und der Toms sind meistens aus Holz. Das populärste Holz ist Ahorn (Maple), das einen warmen und ausgewogenen Klang mit relativ starken Tiefen bietet. Daneben ist Birke aufgrund der hervorgehobenen Höhen in Tonstudios sehr beliebt. Im Gegenzug dazu bietet Mahagoni sehr kräftige Tiefen und reduzierte Höhen. Als weitere Hölzer verwendet man Buche, Pappel, Linde, Eiche und etliche andere Hölzer. Auch Holzgemische kommen vor. Heutzutage haben sich in einem Stück gegossene Acryl-Kessel zu einer interessanten Alternative zu den Holzkesseln etabliert. Bei billigen Schlagzeugen findet man unter anderem auch Pappkessel, die verklebt und gepresst sind. Diese reichen im Klang jedoch nicht an die Alternativen heran.

Die kleine Trommel besteht oft aus Metall oder ebenfalls aus Holz. Inzwischen bieten mehrere Hersteller zudem exotische Snares an, zum Beispiel mit größeren Löchern im Kessel („vents“), die für einen lauteren und knalligeren Klang sorgen.

Je geringer der Klangverlust im Kessel ist, desto besser und vor allem resonanter ist der Trommelklang. Daran lässt sich gute Qualität der Trommelkessel erkennen. Damit der Klang möglichst ohne Verluste auf die Kessel übertragen wird, sind Qualität und Form der Gratung ausschlaggebend; das ist die Kante des Kessels, auf der das Fell aufliegt. Während früher meist flache oder runde Gratungen vorherrschten, haben sich heute dünne und spitze Kanten durchgesetzt.

Bei hochwertigen Sets sind die Kessel oft lackiert, um sie optisch attraktiver zu machen. Dafür sollte die äußerste Holzschicht eine schöne Maserung aufweisen. Bei billigen Sets werden dagegen oft farbig bedruckte Folien verwendet, die auf den Kessel aufgeklebt sind. Auch hochwertige Sets können foliert sein, um ein entsprechendes Aussehen zu erzielen. Die Verwendung solcher Folien kann jedoch die Soundqualität beeinträchtigen, wenn die Folien schlecht verklebt sind und den Kessel so am Schwingen hindern.

Becken

Die Becken bestehen in der Regel aus Legierungen wie Messing oder verschiedenen Bronzen, wie Kupfer-Nickel-Bronze und Zinn-Bronze. Der Zinn-Gehalt variiert von 8 % bis hin zur Glocken-Bronze mit 20 %. Darüber hinaus enthalten viele hochwertige Becken einen geringen Anteil an Silber. Zu früheren Zeiten existierten auch sogenannte Sterlingsilber-Becken, welche, dem Namen gerecht, silbrig schimmerten und aus der namensgleichen Legierung bestanden. Sie waren jedoch höchstens in der Unterklasse der Becken einzuordnen. Bekannte Hersteller von Becken sind Zildjian, Meinl, Sabian und Paiste. Im Schatten dieser vier großen Beckenschmieden haben sich weitere Hersteller, wie zum Beispiel Masterworks, Anatolian und Ufip etabliert.

Trommelstöcke

Die Trommelstöcke werden aus Holz (meistens Hickory), Kunststoff oder Kohlefaser (Carbon-Sticks) und selten aus Metall gefertigt. Rods bestehen aus mehreren dünnen Holz- oder Plastikstöckchen, die zu einem Bündel zusammengebunden sind. Die Besen sind meist aus Kunststoff oder Metall. Die Schlegel werden meist aus Holz oder Kunststoff angefertigt; für den Kopf wird Filz oder Fell verwendet. Auch im Bereich der Trommelstöcke existieren eine Vielzahl von Herstellern. Zu den Bekanntesten zählen dabei Promark und Vic Firth. Darüber hinaus werden auch von Herstellern anderer Schlagzeugteile Trommelstöcke vertrieben. So gibt es beispielsweise auch Serien des Beckenhersteller Zildjian oder des deutschen Schlagzeugbauers Sonor.

Geschichte

Joe LaBarbera spielt Schlagzeug

Maßgeblich für die Entstehung des Schlagzeugs ist die Erfindung des ersten Bass-Drum-Pedals im Jahre 1887 durch J. R. Olney. Darauf folgt im Jahre 1899 die Herstellung des ersten Serienprodukts durch William F. Ludwig und auf kulturellem Gebiet die „No-Drumming-Laws“ in den USA. Diese verboten es den Sklaven, ihre traditionellen Handtrommeln zu spielen und führte dazu, dass die afrikanische stark rhythmische Musikkultur mit europäischen und orientalischen Schlaginstrumenten gepflegt wurde. Das erste komplette Schlagzeug kam 1918 durch die Ludwig Drum Corporation in den Handel.

Wie in vielen anderen Wirtschaftsbranchen setzten sich auch in Schlagzeugherstellung und -vertrieb die Internationalisierung und Globalisierung durch. Bis in die 1960er kamen die Spitzenprodukte vor allem aus den USA (Ludwig, Gretsch), Großbritannien (Premier) und Deutschland (Sonor, Trixon).

Ab den 1960ern jedoch machten Billigprodukte zunehmend Konkurrenz. Billig-Schlagzeuge kamen zunächst aus Japan, später aus Taiwan und Südkorea. Japan und Taiwan boten schon ab den 1970ern Spitzenprodukte an (Tama, Yamaha), welche die Spitzenschlagzeuge aus den USA, Großbritannien und Deutschland auf dem Markt bedrängten und schließlich große Marktanteile von den traditionellen Herstellern übernommen haben.

Im Laufe der 1980er wurde besonders Taiwan immer mehr zum günstigst produzierenden Hardware-Zulieferer fast jedes Schlagzeugherstellers auf der Welt. Mit der Globalisierung ab etwa 1990 drehte sich das internationale Abhängigkeitsverhältnis quasi um: Ehemalige Spitzenproduzenten kamen in die Abhängigkeit früherer Billigproduzenten (wie beispielsweise Sonor in chinesische Kapitalabhängigkeit).

In jüngster Zeit drängt Brasilien mit preisgünstigen Schlagzeugen der Marke RMV in relativ hoher Qualität auf den internationalen Markt.

Elektronisches Schlagzeug

Elektronisches Schlagzeug

Das elektronische Schlagzeug (kurz E-Drums) wird wie das klassische Drumset gespielt. Die Töne entstehen jedoch nicht beim Schlag auf ein Instrument, sondern werden durch den Schlagimpuls ausgelöst, (zumeist digital) in einem Soundprozessor erzeugt und können über Lautsprecher oder Kopfhörer ausgegeben werden. Zu diesem Zweck sind alle bespielten Komponenten mit elektronischen Tonabnehmern ausgestattet. Der entstehende Sound ist abhängig vom verwendeten Soundprozessor bzw. der Art und Qualität der verwendeten Soundvorlagen (Samples); er kann dem Klang eines herkömmlichen akustischen Schlagzeugs sehr nahe kommen, bietet im Vergleich zu diesem jedoch noch nicht alle möglichen spielerischen Feinheiten. Neben dem aufwendigeren Aufbau und dem teilweise höheren Anschaffungspreis des elektronischen Schlagzeugs ist dies der Grund, dass heute beide Formen nebeneinander verwendet werden. Das elektronische Schlagzeug ist nicht mit dem Drumcomputer zu verwechseln, der die Klänge der Instrumente ohne Interaktion mit einem Schlagzeuger nachahmt.

Der größte Vorteil des elektronischen Schlagzeugs ist sein fast völlig fehlender Eigenklang ohne Verstärkung. Es eignet sich deswegen für den Einsatz unter schwierigen akustischen Verhältnissen. Einsatzbeispiele sind Popmusik in Zimmerlautstärke bei entsprechenden Veranstaltungen, das Üben ohne Lärmbelästigung der Nachbarn beim Spiel mit Kopfhörern und Musicalproduktionen, bei denen eine extrem geringe Bühnenlautstärke erforderlich ist. Ein weiterer Vorteil des elektronischen Schlagzeugs ist die Erzeugung der Klänge verschiedenster Schlagzeug- und Perkussionsinstrumente mit nur einem Set.

Spielpraxis

Funktion des Schlagzeugs

Die Hauptfunktion des Schlagzeuges in einer Band ist das Erzeugen eines Grundrhythmus, der die Band trägt und gemeinsam mit den anderen Instrumenten der Rhythmusgruppe (Bass und Keyboard) den tragenden Groove ergibt. Dazu setzt der Schlagzeuger in der Regel eine feste Schlagfolge ein, die immer wieder wiederholt wird. Die Basis des tragenden Rhythmus ist dabei die Abwechslung zwischen dem tiefen Klang der Bass-Drum und dem hohen Klang der kleinen Trommel.

Neben dieser grundlegenden Funktion wird mit höherer Komplexität der Musik etwas Anderes immer wichtiger: Das Schlagzeug baut Verzierungen ein, betont und hebt durch Effekte und Abwandlungen, wie den rhythmischen Fills, Stellen hervor. Hier kommen meist Crashbecken oder andere Effektbecken zum Einsatz. Auch der Einsatz von Wirbeln und Rudiments auf der kleinen Trommel zielen auf diesen Effekt ab. Der Gipfel der Verzierung und Betonung ist das Schlagzeugsolo während dem die anderen Instrumente der Band in den Hintergrund treten.

Notation

Typischer drum key (in der heutigen Schreibkonvention)

Aufgrund der Vielzahl an Möglichkeiten, die verschiedenen Schlaginstrumente zu kombinieren und aufzubauen, hat sich bis heute keine verbindliche Notation durchgesetzt. Dies führt dazu, dass am Anfang von Schlagzeugnoten die Notation erläutert werden muss. Diese Beschreibung wird als drum key bezeichnet.

Dazu gibt es mehrere Schreibkonventionen: Anstelle der gängigen Notenschlüssel wird ein so genannter neutraler Notenschlüssel verwendet, da viele Schlaginstrumente nicht auf eine Tonhöhe gestimmt sind. Zudem werden die metallenen Einzelinstrumente (wie Becken) mit x-förmigen Notenköpfen dargestellt, während die Trommeln runde Notenköpfe erhalten. In der Anordnung der Instrumente im Notenbild sind die relativen Tonhöhen der Instrumente zueinander ablesbar. Es ist zudem üblich, die Teile des Sets, die mit den Füßen gespielt werden in den unteren Teil des Notensystems zu setzen, während diejenigen, welche über Stöcke mit den Händen gespielt werden, weiter oben stehen. Hinsichtlich dieser Unterscheidung bildet die Hi-Hat eine Ausnahme, da sie sowohl mit Füßen als auch mit Händen angespielt werden kann.

Wird jedes Instrument als Einzelstimme notiert, erscheint eine komplexe Schlagzeugfigur schnell unübersichtlich. Pausenzeichen werden daher in der Praxis nicht nach festen Regeln gesetzt, sondern je nach Einzelfall im Bemühen um optimale Lesbarkeit. So behandelt das folgende Notenbeispiel das Schlagzeug als ein einziges Instrument:

Einfacher Achtelnoten-Beat

Analysieren und Lernen

Das Analysieren und Lernen steht in engen Zusammenhang mit dem Aufbau eines Drumsets. Das Schlagzeug unterscheidet sich von der Masse anderer Instrumente dadurch, dass es nicht nur mit beiden Händen, sondern auch mit beiden Füßen gespielt wird. Zudem ist es nicht ein einzelnes Instrument, sondern ein System aus mehreren Instrumenten, die für Hände und Füße bequem erreichbar und schnell schlagbar sein müssen. Auf der Snare können die Schlagfiguren grundsätzlich erlernt werden, die dann im nächsten Schritt auf dem ganzen Schlagzeug und besonders in das Wechselspiel von Snare und Bass-Drum umgesetzt werden. Dieser Übertragungsprozess wird mit Hand-Fuß-Koordination umschrieben und ist wesentlicher Bestandteil des Lernprozesses. Jedoch ist erst die Kombination aus beidem, das heißt aus Figuren auf der Snare (und auch auf den Toms) und kompletten Grooves auf Hi-Hat, Snare und Bass-Drum die Grundlage für das Trommeln in einer Band.

Das Analysieren und Lernen erfolgt oft praktisch anhand eines Musikstückes. Hier gilt es, zuerst die Taktart und die Form des Stückes herauszuhören. Anschließend analysiert und erlernt man eine passende Begleitung auf dem Schlagzeug und spielt es später zusammen mit anderen Instrumenten. Dieser Prozess kann durch Unterricht unterstützt werden. Dieser vermittelt das besonders in größeren Musikgruppen wichtige Aufzeichnen des Gespielten mithilfe von Schlagzeugnoten. Auch können so wichtige Grundkenntnisse der allgemeinen Musiklehre und die richtige Körperhaltung am Schlagzeug von Grund auf richtig erlernt werden.

Pädagogik

Das Spielen des Schlagzeuges kann an den meisten Musikschulen erlernt werden. Eine weitere verbreitete Art des Unterrichts sind private Schlagzeuglehrer. Als professionelle Fortsetzung des Unterrichts ist es möglich, das Schlagzeugspiel zu studieren. Diesen Weg bieten neben den staatlichen Hochschulen auch private Institute wie das Drummers Focus an.

In der Musikpädagogik spielt das Schlagzeug eine große Rolle. Neben dem Einsatz zum Abbau von Aggressionen, besonders für jüngere Kinder, kann das Schlagzeug zur Vermittlung von grundlegendem Musikverständnis wie Takt und Rhythmus eingesetzt werden. Aufgrund der schnellen Erfolgserlebnisse ist der Motivationsgrad bei Anfängern sehr hoch. Dieser Motivationsgrad muss jedoch unbedingt gefördert werden, da die Komplexität weiterer Lerninhalte stark zunimmt. Somit trägt der Schlagzeuglehrer eine große Verantwortung. Durch eine korrekte und von Lehrerseite motivierte und motivierende Förderung sowie durch die Vielseitigkeit und Komplexität des Schlagzeugspieles kann eine große Langzeitmotivation entstehen. Diese kann und sollte durch den Einsatz in einer größeren Instrumentengruppe wie einer Band noch verstärkt werden.

Glockenspiel (Musikinstrument)

Einfaches Glockenspiel
Modernes Glockenspiel mit Gehäuse

Das Glockenspiel ist ein Stabspiel aus der Gruppe der Metallophone. Es besteht aus einer Reihe Metallstäben bzw. -platten von unterschiedlicher, der Tonhöhe entsprechender Länge. Der Anschlag erfolgt mit zwei Schlägeln.

Umgangssprachlich wird ein solches Instrument oft fälschlicherweise als Xylophon bezeichnet, was jedoch der Wortbedeutung (von griech.: ξύλος [xylos] = Holz) widerspricht.

In der Musikalischen Früherziehung wird das Instrument für den Unterricht im elementaren Instrumentalspiel verwendet. Auch in Schulen wird es oft als Lehrmittel eingesetzt.

Xylophon

Kulintang a kayo, ein Xylophon von den Philippinen
Kamerun, ca. 1914
 
Europäisches Kinderxylophon

Das Xylophon (griech.: ξύλον xylon Holz; φωνή phōnē Stimme) ist ein Idiophon, das mit Schlägeln gespielt wird. Es gehört zur Familie der Stabspiele (engl. mallet percussion), zu deren wichtigsten Vertretern in Europa neben dem Xylophon das Marimbaphon (Marimba), das Glockenspiel und das Vibraphon zählen.

Der Ursprung des Xylophon liegt in Asien und Afrika. Anfang des 16. Jahrhunderts war es in Deutschland als Hölzernes Gelächter bekannt (vgl. Strohfiedel).

    
Bauart

Das Xylophon besteht zum Beispiel aus einer Reihe von Hartholzstäben (meist Palisander), durch deren unterschiedliche Länge, die Tonhöhe festlegt ist. Der Anschlag erfolgt in der Regel mit zwei löffelartigen Holzschlägeln.

Bei der älteren trapezförmigen Bauart sind die Klangstäbe chromatisch, diatonisch oder pentatonisch in einer Reihe angeordnet. Die einreihige diatonische oder pentatonische Anordnung wird weiterhin für musikpädagogische Zwecke verwendet (siehe z. B. Orff-Schulwerk). Im professionellen Bereich werden die chromatischen Holzplatten meist in zwei Reihen in der Art einer Klaviatur angeordnet, wobei die vom Spieler aus betrachtet hintere Reihe den schwarzen Tasten des Klaviers entspricht.

Bezüglich der Bauart wird zwischen Schenkelxylophon, Bügelxylophon, Holmxylophon und Trogxylophon unterschieden. Beim Holmxylophon liegen die Stäbe quer auf zwei Balken (Holm), beim Trogxylophon auf einem Kasten (Trog), der auch als Resonanzkörper dient.[1]

Klang

Der Ton des Xylophons ist kurz und perkussiv; längere Notenwerte können annähernd simuliert werden, indem der Spieler mit zwei Schlägeln wirbelartig einen Holzstab anschlägt. Die Klangfarbe wird als trocken, hell und beim schnellen Spiel als klappernd wahrgenommen, und wurde oft mit Geisterhaftem und Gespenstischem in Verbindung gebracht.

Bedeutung

Das Instrument wurde zum ersten Mal im Danse macabre von Camille Saint-Saens (1874) in der sinfonischen Musik eingesetzt.[2] Es findet auch in der Tanz- und Unterhaltungsmusik Verwendung. Bekannte Beispiele sind der Säbeltanz aus dem Ballett Gayaneh von Aram Chatschaturjan, Orffs Carmina Burana, der Karneval der Tiere von Camille Saint-Saëns sowie das berühmte Solostück Erinnerungen an Zirkus Renz.

In vielen außereuropäischen Musikkulturen nehmen das Xylophon und seine Verwandten eine wichtige Stellung ein. Die Marimba gilt als Nationalinstrument Guatemalas, in Afrika sind ähnliche Instrumente weit verbreitet, in Westafrika als Balaphon, im Süden von Uganda als Amadinda mit zwölf und als Akadinda mit 22 Klangstäben. Im indonesischen Gamelan wird das Gambang neben Stabspielen aus Metall gespielt.

Verwandte Instrumente

Dem Xylophon verwandt sind das Metallophon (mit Metallstäben) und das Lithophon (mit stabförmigen Steinen); ein bekanntes Lithophon ist das Musical Stones of Skiddaw aus dem Keswick Museum and Art Gallery in Keswick. Es wurde während der Jahre 1827 bis 1840 konstruiert.

Werke für Xylophon

Jules Blangenois: Introduction et Mazurka für Xylophon und Orchester (1901) (Melos.de Bibliothek)

Kesselpauke

Die Pauke (italienisch: timpano, französisch: timbale, englisch: kettledrum „Kesseltrommel, -pauke“) ist ein Schlaginstrument aus der Gruppe der Membranophone. Die paarweise Verwendung ist üblich; einzelne Musikstücke erforderten aber schon seit dem 18. Jh. vier oder mehr Instrumente.

Die Pauke besteht meist aus einem fast halbkugeligen Kupferkessel, der mit einem Fell aus Kunststoff oder Tierhaut bespannt ist. Aus der Musikgeschichte und dem Orff-Schulwerk sind jedoch auch runde und sogar eckige Pauken aus Holz bekannt. Ferner gibt es heute auch Paukenkessel aus Kunstmaterialien (z. B.: Fiberglas) oder Aluminium. Der Kessel hat unten in der Mitte ein kleines Loch, welches dem Luftaustausch beim Auf- und Ab-Schwingen des Fells dient. Durch einen Mechanismus, der entweder unten am Fuß, im Paukeninneren, oder unter dem Rand angebracht ist, kann das Fell verschieden stark gespannt werden; so lässt sich – im Unterschied zur Trommel – die Tonhöhe des Klanges während des Spielens verändern.

Formen

Form der Pauke zur Bachzeit (ausgestellt in der Thomaskirche zu Leipzig)
 
Kurbelpauken

Stimmung

Pauken, bei denen das zeitraubende Anziehen der einzelnen Schrauben durch eine sogenannte „Maschine“ ersetzt ist, welche auf die ganze Peripherie gleichmäßig wirkt, heißen Maschinenpauken. Bei den Pedalpauken lässt sich die Tonhöhe mit Hilfe eines Pedals regeln. Somit ist der Paukist in der Lage, die Stimmung während des Spielens stufenlos zu verändern (Glissando). Eine weitere Sonderform ist die Wiener Pauke, bei der mittels eines Handrades nicht das Fell, sondern der Kessel durch Hebelbewegung auf und nieder bewegt wird.

Heute benutzt man Pauken in fünf verschiedenen Größen mit einem Tonumfang von Des–B, F–d, B–fis, es–a und g–d’.

Bespannung

Weltweit haben sich für die Bespannung der Pauken Kunststofffelle (Plastikfelle) durchgesetzt. In den großen Spitzenorchestern der klassischen Tradition in Österreich, Deutschland und der Schweiz sowie in den USA, Großbritannien, Australien, Japan, Skandinavien und in Teilen Frankreichs wird jedoch weiterhin auf Naturfellen gespielt. In Österreich, in der Schweiz und auch in Teilen Skandinaviens sind dies meist geschärfte Ziegenfelle, in Deutschland und in den übrigen Ländern meist imprägnierte gespaltene Kalbsfelle (aus Celbridge, Irland).

Verwendung

Meist werden im Orchester zwei bis vier Pauken nebeneinander gebraucht; in neuerer Zeit werden zur Realisierung schnell aufeinanderfolgender, unterschiedlicher Töne bis zu zehn Pauken von einem Paukisten (Gruber: „Charivari“), bis zu sechzehn Pauken von zwei und mehreren Paukisten gespielt. Schon im Barock gab es Solo-Stücke für ein oder mehrere Paukisten (Gebrüder A. D. und A. D. P. Philidor, Babelon, um 1690). Bei Wagner, Strauss, Mahler und Nielsen gibt es Werke, in denen zwei Paukisten beschäftigt sind. Berlioz setzte in seiner Symphonie Fantastique vier und in seinem Requiem (Grande messe des morts) sogar zehn Paukisten ein.

Die Schlägel der Pauke haben Köpfe aus Filz, Leder, Flanell, Kork oder Holz. Somit kann der Spieler unterschiedliche Klangnuancen von weich (Filz) bis hart (Holz) realisieren. Für besondere Effekte kann die Art der Schlägel vorgeschrieben sein. Die gelernten Kunstpauker bedienen sich zahlreicher so genannter Schlagmanieren oder Kunstschläge (einfache Zunge, Doppelzunge, getragene Zunge [von den Blasinstrumenten entlehnte Ausdrücke], Doppelkreuzschläge, Wirbel usw.), in welche sie auch bei Aufzügen, Intraden und anderen Stücken die nur einfach vorgeschriebenen Noten auflösen (Altenburg: Versuch einer Anleitung zur heroisch-musikalischen Trompeter= und Pauker=Kunst, Halle 1795 – J. CH. Hendel Verlag). Diese Technik wird in der Musikliteratur bis zur frühen Romantik angewendet. Spätestens mit der Wandlung der Klangvorstellung (Berlioz, von Weber) hat sich das Anschlagsmittel und mit ihm die Technik verändert. War bis dahin der Holzschlägel tonangebend, so ist jetzt der Schwammschlägel Trumpf, aus dem sich der heute hauptsächlich gebräuchliche Filz- oder Flanellschlägel entwickelte. Aus dem von der Trommeltechnik abgeleiteten Doppelschlagwirbel (RR LL), bei dem man deutlich die Zweiergruppierung heraushörte, entwickelte sich der Einschlagwirbel (RLRL), der möglichst ebenmäßig und ohne hörbare Akzentuierung auszuführen ist.

Entwicklung

Die älteste bekannte Kesseltrommel ist die seit altbabylonischer Zeit in Mesopotamien in einem Stieropferkult verwendete heilige Trommel Lilissu. Die Pauke hieß nach dem Alten Testament bei den Hebräern Toph oder Aduse. Bis zu den von Praetorius als „ungeheure Rumpelfässer“ geschilderten Heerpauken des 16. und 17. Jahrhunderts (Syntagma Musicum II, De Organographia 1619) und unseren Konzertpauken sind Kesseltrommeln bei allen Völkern in den verschiedenartigsten Gestalten und Formen zu finden. Von den Persern und Türken soll das Instrument ins Abendland gekommen sein.

Früher, als man von der Pauke noch spärlichen Gebrauch machte und sie regelmäßig auf Tonika-Dominante (Quint- oder Quartstimmung) abstimmte, behandelte man sie in der Notierung wie ein transponierendes Instrument, d. h., man schrieb am Anfang die Stimmung vor: Timpani in Es–B oder in D–A, B–F usw., man notierte aber stets mit C–G oder vielmehr c–G. Von diesem Gebrauch kam man ab, als die Komponisten auch über die Quarte oder Quinte hinausgehende Töne verlangten (Beethoven: Fidelio A–es, 7. Sinfonie A–f, 8. und 9. Sinfonie F–f).

Im 18. Jahrhundert stand die Paukenvirtuosität in voller Blüte, als bspw. fürstliche Hofpauker auf bis zu vierzehn Pauken Konzerte gaben, wobei sie während des Schlagens noch die Klöppel in die Luft warfen und im Takt wieder auffingen. (Werke von J. C. Ch. Fischer, J. Ch. F. Fischer, J. K. F. Fischer, Družecký (Druschetzky), Endler, Graupner, Molter)

Als Solokonzert-Instrument kommt die Pauke heute eher selten vor. Zu den wenigen Beispielen zählen: Capriccietto für vier Pauken und Streichorchester (um 1932) von Gerster, Konzert für Pauke und Orchester von Thärichen (1954), Der Wald – Konzert für Pauke und Orchester von Matthus (1984) oder auch das Konzertstück für Pauken und Orchester von Kagel (1990 bis 1992).

Die Schraubenpauken gelten als Urtypus der heute gespielten Instrumente, da sie mittels der Schrauben mit wenigen Handgriffen auf einen anderen Ton umgestimmt werden konnten. Sie waren bis zum Ende des 19. Jahrhunderts in Gebrauch und werden heute wegen ihres „Originalklanges“ wieder häufiger, vor allem von Orchestern mit historischem Klangbild, in Konzerten eingesetzt. 1836 baute Einbigler (Frankfurt) die erste so genannte Maschinenpauke, eine Konstruktion, bei der das Umstimmen über ein zentrales Kurbel-Hebel-System (Kurbel-/Hebel-System) gelöst wurde. Das Stimmen und vor allem das Umstimmen war schneller und einfacher geworden. Pauken dieses Systems werden heute wieder vermehrt in Werken mit wenig Umstimmaufgaben ihres speziellen Klangbildes wegen eingesetzt. Die um 1850 in verschiedenen Varianten entstandene Dreh-Kessel-Pauke hat sich im symphonischen Bereich nicht durchgesetzt. Die große Veränderung brachte die Erfindung der Pedalpauke um 1880. Es ist nicht gesichert, wer die erste Pedalpauke baute. Das Patent von Pittrich stammt aus dem Jahre 1881 und ist wegweisend für alle nachfolgenden Pedalsysteme gewesen. Nun konnte man die Pauke stufenlos und schnell mit dem Fuß umstimmen. Der Pauker hatte während des Umstimmvorgangs jetzt beide Hände frei und konnte, was neu war, ein gewirbeltes Glissando ausführen. Strauss war einer der ersten Komponisten, der diese neue Technik verwendete (Salomé). Bartók hat den Effekt des gewirbelten Glissandos in seiner Sonate für zwei Klaviere und Schlagzeug besonders wirkungsvoll eingesetzt. Richard Strauss war aber auch von einem anderen Paukentypus begeistert, nämlich von jenem der „Wiener Pauke“. Es handelt sich dabei um eine Handhebelpauke, die vom Solopauker der Wiener Philharmoniker Hans Schnellar (1865–1945) erfunden wurde und von seinen Nachfolgern Richard Hochrainer und Wolfgang Schuster wesentlich weiterentwickelt wurde und auch gegenwärtig von Wolfgang Schuster in Wien produziert wird. Bei dieser Konstruktion drückt ein Mechanismus den Kessel gegen das fixierte Fell um eine bestimmte Tonhöhe zu erzielen. Richard Strauss wie auch andere Komponisten, wie zum Beispiel Gustav Mahler, zeigten sich begeistert von der Wiener Pauke und ihrem Klang, der nicht zuletzt auf die Verwendung von Ziegenpergament zurückzuführen ist.

Berühmte Paukisten

  • Anatoli Iwanow

Röhrenglocken

Röhrenglocken, wie sie in Orchestern verwendet werden

Röhrenglocken sind längliche, hohle Metallstäbe. Diese Idiophone werden als Musikinstrument eingesetzt. In Orchestern werden sie häufig in pompösen Werken, aber auch in Kirchenliedern (meist zur Imitation von Kirchenglocken) verwendet. Gespielt werden sie dabei vom Percussionisten.

Bei der Orchester-Variante der Röhrenglocken sind die einzelnen Glocken auf einem Ständer angebracht, auf dem die chromatische Folge der Röhrenglocken analog zu einer Klaviertastatur angeordnet ist. Auf einem solchen Ständer sind in der Regel 1½ bis 2 Oktaven angebracht. Die Länge der einzelnen Röhren variiert je nach Tonhöhe von ca. 75 cm (f’’ – kürzeste Röhre) bis ca. 155 cm (c’ – längste Röhre). Die Röhren bestehen aus verchromtem Messing oder Stahl und haben in der Regel einen Durchmesser von 3–4 cm bei einer Wanddicke von wenigen Millimetern (ca. 2 mm).

Gespielt werden Röhrenglocken mit einem speziellen Hammer aus Hartplastik oder besonders festem Gummi. Angeschlagen werden sie in der Regel am oberen Rand, der mit einer Metallverstärkung versehen ist.

In einigen englischen Kirchen wurden im 20. Jahrhundert die „normalen“ Glocken durch Röhrenglocken ersetzt. Im englischen Sprachraum sind die Röhrenglocken als tubular bells bekannt. Nach ihnen benannte der britische Musiker Mike Oldfield sein Debüt-Album Tubular Bells (1973).

Im Kreis angeordnete (und gewöhnlich deutlich kleinere) Röhrenglocken ergeben ein Windspiel.

Liste der Schlaginstrumente


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